Im noblen Bezirk Hietzing erinnert zumindest dem Namen nach heute ein Kaffeehaus an ein einstmals berühmtes Etablissement: In “Dommayers Casino” spielen im 19. Jahrhundert die großen Komponisten auf – vor allem aber gibt dort Johann Strauss junior mit noch nicht ganz 19 Jahren sein von ganz Wien gefeiertes Debüt als Dirigent und macht ab diesem Zeitpunkt seinem berühmten Vater Konkurrenz.
Wenn ein Walzer im 19. Jahrhundert mitunter eine Sinfonie in der Kürze von acht Minuten sein wollte, so sind in der Gegenwart die Herausforderungen an einen Song nicht minder groß. Heute habe man zwischen 2,10 und 2,40 Minuten Zeit, die eigene Komposition ans Publikum zu bringen, sagt der Musiker und ehemalige Song-Contest-Teilnehmer Cesar Sampson im Straussmania-Gespräch.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts setzen die Unterhaltungsangebote in Wien zunehmend auf Sensation.In ihrer spektakulärsten Form finden sich eigeneErlebniswelten, die dem Publikum das Eintauchen in eineandere Realität ermöglichen. Diese Form von Eskapismussamt dem mehr oder minder authentischen Flair dernamensgebenden Stadt bot etwa “Venedig in Wien”. (Volltext auf ORF Topos)
Gabor Steiner (ehemals im Besitz von), Fritz Luckhardt (Fotograf), Ansicht aus dem Vergnügungspark “Venedig in Wien” im Prater , 1895, Wien Museum Inv.-Nr. 49616/12, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/423688/)
Ausgedehnte Konzertreisen der Familiendynastie tragen den Ruhm des Wiener Walzers und vor allem auch der Familie Strauss im 19. Jahrhundert durch ganz Europa. Alle Sträusse gehen auf Tournee ins Ausland, das Familienunternehmen floriert. Besonders rastlos ist Eduard Strauss. Nicht zuletzt wird dem drittgeborenen Strauss-Sohn fern der Heimat mehr Anerkennung zuteil. (Volltext auf ORF Topos)
Im Biedermeier entsteht Wiens erstes russisches Dampfbad, dessen findiger Besitzer allerdings bald einen Teil der Örtlichkeit zum “Mehrzwecksaal” umwidmet. Der wird später noch erweitert und so werden aus dem Sophienbad schließlich die Sophiensäle. Die tanzenden Wienerinnen und Wiener sind begeistert und drehen sich hier bei Bällen aller Art. Musikalisch wird nur das Beste geboten, auch sämtliche “Sträusse”; spielen auf. (Volltext auf ORF Topos)
Die Globalisierung der Walzermusik hat keineswegs erst mit der weltweiten Übertragung des Neujahrskonzerts begonnen. Schon im 19. Jahrhundert waren die Sträusse und ihre Kompositionen ein internationaler Verkaufsschlager. Eduard Strauss etwa sorgte durch zahlreiche Tourneen mit der Strauss-Kapelle für die Verbreitung des familieneigenen Kulturgutes. Zweimal ging es auch ins ferne Amerika. (Englische Version)
Eduard Strauss II. –Noch ein Wiener Kapellmeister in Amerika und sogar in Japan
Eduard Strauss
Eduard Strauss I. (1835 – 1916) hat nach dem letzten Konzert am 12. Februar 1901 in New York die von seinem Vater 1827 gegründete Strauss-Kapelle am darauffolgenden Tag, dem 13. Februar 1901 aufgelöst. Eduard Strauss I. war damals 65 Jahre alt und setzte sich in seiner Wohnung in der Reichsratsstraße 9 (1010 Wien) zur Ruhe. Rund 65 Jahre später, im Herbst 1966, begann sein Enkel, der Dirigent Eduard Strauss II. (1910 – 1969), eine ausgedehnte Tournee durch die USA und Kanada mit dem eigens dafür gegründeten Wiener Johann Strauss Orchester. (Volltext)
Eduard Strauss II. in Japan 1962; c. Familienarchiv Prof. Dr. Eduard StraussEduard Strauss II. at “Theater an der Wien” 1963 c. Familienarchiv Prof. Dr. Eduard Strauss
Hunderte Bälle finden alljährlich in Wien statt und folgen in ihrer spezifischen Tradition meist jenen glanzvollen Festivitäten der Walzerzeit des 19. Jahrhunderts. Politisch umstritten sind so einige, wie sich an den ebenso alljährlich stattfindenden Demonstrationen zeigt. Und auch das passt zur Tradition, wie man am Beispiel des “Balls der Stadt Wien” sehen kann. Denn Bälle sind auch im 19. Jahrhundert schon politisch. (Englischer Volltext)
Im Biedermeier bot so manche Vorstadt Wiens denvergnügungssüchtigen Städtern ihr eigenesTanzetablissement. Eine Besonderheit war hier das “Colosseum” im vorgelagerten Ort Brigittenau. Dienamensgebende Attraktion: ein gigantischer Elefant ausPappmaché samt Vulkanmodel im Riesenschädel. Glaubtman den zeitgenössischen Berichten, ging hier beim Tanzenund Feiern der Massen ziemlich die Post ab. (Volltext auf ORF Topos)
Auch im heutigen 19. Bezirk von Wien gab es im 19. Jahrhundert einen Ort, der dem Tanzvergnügen der Wienerinnen und Wiener gewidmet war. Ein Bauernbub aus Niederösterreich ließ in Oberdöbling das “Casino Zögernitz” errichten. Das Etablissement war erfolgreich – auch die berühmten Sträusse dirigierten hier ihre Kapellen und führten so manche Komposition erstmals vor Publikum auf. (Volltext auf ORF Topos)
Karl Wenzel Zajicek (Aquarellist), 19., Döblinger Hauptstraße 76–78, Casino Zögernitz, um 1880, Wien Museum Inv.-Nr. 76615/296, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/144037/)
Das Etablissement Gschwandner in Hernals startete in der Biedermeierzeit als typischer Heuriger. Neben Speis und Trank spielte aber immer schon die Musik eine wichtige Rolle. Auch die legendären “Schrammeln” spielten dort auf zum Tanz. Dank diverser Zubauten wurde das Lokal schließlich zu einem der wichtigsten Vergnügungsetablissement für Konzerte und Bälle. (Volltext auf ORF Topos)