Ausgedehnte Konzertreisen der Familiendynastie tragen den Ruhm des Wiener Walzers und vor allem auch der Familie Strauss im 19. Jahrhundert durch ganz Europa. Alle Sträusse gehen auf Tournee ins Ausland, das Familienunternehmen floriert. Besonders rastlos ist Eduard Strauss. Nicht zuletzt wird dem drittgeborenen Strauss-Sohn fern der Heimat mehr Anerkennung zuteil. (Volltext auf ORF Topos)
Das biedermeierliche Wien ist nicht nur verrückt nach Walzern, auch die Volksmusik erlebt zu dieser Zeit einen Höhepunkt: Die legendären “Schrammeln” spielen als Quartett Musik zum Zuhören und sind damit quer durch alle sozialen Schichten überaus erfolgreich. Ihr musikalisches Hauptquartier liegt damals in Dornbach. Die “Güldene Waldschnepfe” wird zur Hochburg der Schrammelmusik. (Volltext auf ORF Topos)
Die Wiener der Biedermeierzeit sind so walzerverrückt, dass ein findiger Geschäftsmann sogar einen Kuhstall zum prachtvollen Tanzetablissement umbauen lässt. Mit Erfolg, Carl Schwenders Vergnügungsparadies “Colosseum” lockt die Tanzbegeisterten in Scharen an. Musikalisch wird ihnen nur das Beste geboten. Es spielen die gefragtesten Ensembles der Stadt auf, darunter natürlich auch die Kapellen der Gebrüder Strauss. (Volltext auf ORF Topos)
Johann Stauda (Fotograf), 15., Schwenders Kolosseum – Mariahilfer Straße / Reindorfgasse, um 1880, Wien Museum Inv.-Nr. 32606, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/63471/)
Nicht nur Unternehmer sorgten im Wien des 19. Jahrhunderts für die Entstehung all der opulenten Vergnügungsetablissements, in denen die Wiener tanzten. In Baumgarten, dem heutigen 14. Bezirk von Wien beschloss einst der Gemeinderat den Bau einer Lokalität. Die wurde höchst erfolgreich für ganz unterschiedliche Events genutzt. Und sogar das frühe Fernesehen ist mit dem “Baumgartner Casino” verbunden. (Volltext auf ORF Topos)
Die Wiener sind um 1830 durchaus verwöhnt, was die Auswahl an Locations für höchsten musikalischen Genuss und Tanzvergnügen betrifft. Zwei findige Unternehmer liefern gleichwohl eine neue Attraktion: eine “Rutschbahn” mit Musikpavillon im Tivoli am Grünen Berg. Das Etablissement ist höchst erfolgreich, was auch der Musikauswahl zu verdanken ist. Gleich zwei Sträusse spielen mit ihren “Piecen” auf. (Volltext auf ORF Topos)
Bernhard Wertheimer & Cie Frankfurt a/M (Hersteller), “Gruss vom Tivoli, Wien.”, 1899, Wien Museum Inv.-Nr. 235469, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/992629/)
War das Angebot attraktiv genug, dann begaben sich die walzertanzenden Wienerinnen und Wiener im Biedermeier auch gerne in die Vorstadt. So kam einst ein findiger Unternehmer auf die Idee, eine stillgelegte Ziegelei zum Vergnügungspark im Grünen umzuwandeln. Mit Erfolg. Das Alte Landgut in Favoriten bot mehrere Jahre eine unschlagbare Kombination aus Wiener Walzer und einem bunten Strauß an Attraktionen. (Volltext auf ORF Topos)
Balthasar Wigand (Künstler), “Wien von dem K. K. Ziegelofen vor der Favoriten Linie”, um 1820–1830, Wien Museum Inv.-Nr. 114945/1, CC BY 4.0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/814264/)
Auch im Alsergrund, dem heutigen 9. Bezirk von Wien tanzte einst das Publikum zur Musik im Dreivierteltakt. Im Gasthaus “Zum Weißen Schwan” gab etwa Johann Strauss Vater mehrmals den Kapellmeister. Er wird in diesem Unterhaltungsetablissement sogar zum Event-Veranstalter auf eigene Rechnung. Aber auch die ausgefallene Dekoration soll die Wiener zum Tanz in die Rossau locken. (Volltext auf ORF Topos)
August Prinzhofer (Künstler), J. Höfelich´s Witwe (Ausführung), “Franz Morelly.”, 1854, Wien Museum Inv.-Nr. W 4542, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/448110/)
Die traditionsreichen Sträußelsäle haben im Laufe ihrer Geschichte vieles erlebt. Einst tanzte das Publikum hier beschwingt im Dreivierteltakt. Doch auch Politisches wird inden Sträußelsälen verhandelt, als im Revolutionsjahr 1848 Karl Marx über die “Ausbeutung im Kapitalismus” spricht. Und der berühmte Max Reinhardt versammelt hier später Wiens Kulturschickeria zum ausgelassenen Feiern. (Volltext auf ORF Topos)
Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), 8., Josefstädter Straße – mit Theater in der Josefstadt, Ansichtskarte, um 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 234233, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/1015552/)
Ein opulent ausgestattetes Vergnügungsetablissement imWien des 19. Jahrhunderts war der Apollosaal amSchottenfeld. Wer die Schwelle zur Lokalität überschritt, derwurde in den Bann der prunkvollen Räumlichkeitengezogen – samt Marmorsäulen, künstlichen Teichen,Wasserfällen und echten Bäumen. All das erstrahlte im Lichterglanz Tausender Kerzen, während die Wiener sich im Walztertakt zur Musik drehten. (Volltext auf ORF Topos)
Wenzel Deimel (Stadtbaumeister), Etablissement Apollosaal in der Zieglergasse, Schnitt durch die beiden Säle, 1819, Wien Museum Inv.-Nr. 19351/3, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/152223/)
Zum Großen Zeisig
Das Gasthaus „Zum großen Zeisig“ (heute: 7., Burggasse 2) war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Tanz- und Volkssängerlokal. Das am Spittelberg am Burg-Glacis gelegene Haus „Zum großen Zeisig“ wurde 1698 vom Hof-Spaliermacher Fabian Fritz erbaut, der es 1711 an den Wirt und Fuhrmann Mathias Zeissel verkaufte. Bei den Kämpfen 1809 wurde das Haus stark beschädigt, danach neu errichtet und mit einem großen Saal versehen. Das dort eingerichtete Gasthaus führte eigentlich den Schild „Zum goldenen Adler“. (Volltext)
Der Musikgenuss war im Wien des 19. Jahrhunderts nicht nur dem elitären Bildungsbürgertum vorbehalten. Es existierte vielmehr eine vielfältige Musikszene im öffentlichen Raum. Kapellen spielten in den Parks und Gartenanlagen, in den Hinterhöfen sorgten die Bettelmusikanten für akustische Untermalung. Drehorgelspieler gehörten zum Straßenbild – und boten dank ihren Instrumenten sogar Orchestermusik. (Volltext auf ORF Topos)
„Ich bin am ersten März 1865 zu Hernals bei Wien als Sohn eines schlichten Handwerkers geboren“, formuliert der Wiener Zitherlehrer Eduard Johann Nikl (1865–1922) autobiographisch. Nikl stammte väterlicherseits „von Sudetendeutschen“, mütterlicherseits „von einer Waldviertler Bauernfamilie“ ab.„Von seinen Eltern für den Beruf des Bildhauers bestimmt“ (Eduard Nikl selbst benennt die Tätigkeit mit „Holzbildhauerei“) habe er sich aufgrund des „schlechten Geschäftsganges“ von diesem Beruf „losgetrennt“ und der Zither zugewandt. (Volltext)
Tonbeispiel der “Wiener Zitherfreunde”, Stück Nr. 11.
Wirthausmusik
Katharina Pecher-Havers
Als „das größte Wirtshaus des Heiligen römischen Reiches“ bezeichnete Franz Anton de Paula Gaheis um 1800 den Vorort Neulerchenfeld (heute ein Teil des Wiener 16. Bezirkes). Von den 155 Häusern besaßen 83 „Schankgerechtigkeit“. 16.000 Menschen aus der Stadt hätten an einem Sonntag dort Erholung gesucht. Die Frequenz der Besuche in den unzähligen Gaststätten der Vororte stieg noch ab dem Jahr 1829, in dem der Linienwall (der heutige Gürtel) zur Zollgrenze erklärt wurde. Durch die zu entrichtende Verzehrungssteuer waren Speisen und Getränke innerhalb der „Lina“ teurer, weshalb die Wiener Bevölkerung an Sonn- und Feiertagen zur Konsumation in die Vororte wanderte. (Volltext)